Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine Bewegungsstörung, die etwa 400.000 Menschen in Deutschland und mehr als 10 Millionen Menschen weltweit betrifft. Sie ist sowohl progressiv (d. h. sie schreitet im Laufe der Zeit voran) als auch degenerativ, weil sie durch einen kontinuierlichen Rückgang der Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, auch Transmitter genannt, durch den Bewegungen vom Gehirn gesteuert werden. Der Verlust der Dopaminproduzierenden Zellen reduziert bei Morbus Parkinson die Fähigkeit der Patient:innen, Bewegungen zu kontrollieren oder einzuleiten, was zu Symptomen wie Tremor, langsamen Bewegungen, Steifigkeit und Haltungsinstabilität führt.
Was sind die Ursachen für Morbus Parkinson?
Auch wenn Morbus Parkinson schon vor mehr als 200 Jahren erstmals beschrieben wurde, ist die genaue Ursache noch immer unbekannt. Die häufigste Form der parkinsonschen Erkrankung mit ca. 75% aller Erkrankten ist das „idiopathische" Parkinson-Syndrom. Das Wort "idiopathisch" bedeutet “mit unbekannter Ursache".
Nur bei ungefähr 15% der Patient:innen lässt sich eine genetische Komponente finden. Die meisten Wissenschaftler:innen glauben, dass die Erkrankung durch eine komplexe Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren verursacht wird.
Was sind die typischen Symptome bei Morbus Parkinson?
Grundsätzlich unterscheidet man motorische und nicht-motorische Symptome. Besonders die motorischen Symptome können den Alltag zu einer Herausforderung werden lassen. Dazu gehören Tremor, Sprachstörungen, Haltungsinstabilität und Steifigkeit.
Dazu kommen häufig auch noch nicht-motorische Symptome. Auch wenn es sich bei Morbus Parkinson um eine Bewegungsstörung handelt, können die nicht-motorischen Symptome genauso große Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Typische nichtmotorische Symptome von Morbus Parkinson sind Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Depressionen oder Stimmungsschwankungen sowie Schmerzen.
Wie wird Morbus Parkinson behandelt?
Welche Medikamente werden bei Morbus Parkinson verordnet?
Jeder Parkinson-Patient und jede Parkinson-Patientin erhält einen individuellen Behandlungsplan.
Der optimale Medikamentenplan variiert von Patient:in zu Patient:in. Ihr Neurologe/Ihre Neurologin kann Ihnen helfen, das richtige Medikament oder eine Medikamenten-Kombination zu finden, damit Sie die größtmögliche Linderung bei gleichzeitig möglichst wenigen Nebenwirkungen erhalten.
Üblicherweise wird für die Behandlung von Morbus Parkinson Levodopa verordnet. Um für eine THS in Frage zu kommen, müssen Sie positiv auf Levodopa ansprechen.
Regelmäßige Bewegung wirkt sich bei Morbus Parkinson positiv aus.
Regelmäßige Bewegung kann die Verschlechterung der Krankheit verlangsamen. In einer klinischen Studie mit 10.000 Patient:innen wurde gezeigt, dass mindestens 2,5 Stunden körperliche Aktivität pro Woche, einschließlich Kraft-, Flexibilitäts- und aerobes Training, die Lebensqualität nachhaltig erhöhen konnte.
Wie ist der Verlauf der Parkinson-Krankheit?
Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die sich typischerweise durch motorische und nicht-motorische Symptome zeigt. In der frühen Phase können unspezifische Anzeichen wie leichtes Zittern, Steifheit und langsame Bewegungen auftreten. Begleitend können nicht-motorische Symptome wie der Verlust des Geruchssinns, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen dazukommen.
Im Verlauf der Erkrankung intensivieren sich die motorischen Symptome. Alltägliche Bewegungen werden zunehmend schwieriger, und Gangprobleme sowie Gleichgewichtsstörungen können auftreten. In fortgeschrittenen Stadien können grundlegende Aktivitäten wie Sprechen, Schlucken und das Bewältigen täglicher Aufgaben beeinträchtigt sein. Zudem können nicht-motorische Symptome wie Demenz auftreten.
Wie ist die Lebenserwartung bei der Parkinson-Krankheit?
Generell haben viele Menschen mit Parkinson eine vergleichbare Lebenserwartung wie die allgemeine Bevölkerung. Eine Vielzahl von Studien deutet darauf hin, dass die Lebenserwartung bei Parkinson nicht stark verkürzt ist, insbesondere wenn die Symptome gut kontrolliert werden und die Behandlung individuell optimiert ist.
Wie funktioniert die Tiefe Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem ein Chirurg / eine Chirurgin einen oder zwei Drähte (bezeichnet als Elektroden) in das Gehirn einsetzt. Diese Elektroden sind mit einem Gerät verbunden, das in Größe und Form einem Herzschrittmacher ähnelt. Dieser sog. Hirnschrittmacher stimuliert mit Hilfe der Elektroden bestimmte Bereiche im Gehirn, um die Symptome der Bewegungsstörung zu mildern.
Die Stimulation kann beim Regeln der falschen Signalgebung im Gehirn helfen und einige Symptome der Bewegungsstörung verbessern. Viele Patient:innen können wieder alltägliche Aktivitäten ausführen, die zuvor unmöglich waren.
Kommt die Tiefe Hirnstimulation für mich in Frage?
Patient:innen mit Parkinson-Krankheit sind ideale Kandidat:innen für die Tiefe Hirnstimulation, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
- Der Patient/die Patientin spricht positiv auf die Behandlung mit Levodopa an, ist jedoch nicht in der Lage, die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit rein medikamentös zu kontrollieren.
- Die Diagnose Parkinson besteht seit mindestens fünf Jahren.
Mit der 5:2:1-Regel kann man erkennen, ob die Parkinson-Krankheit bereits fortgeschritten ist1,2
Anzeichen für eine fortgeschrittene Parkinson-Krankheit sind z. B. häufige Tabletteneinnahmen, so dass die Betroffenen kaum noch Zeit zum Essen haben. Das Leben wird aufgrund plötzlicher Off-Phasen immer weniger planbar.
Mit Hilfe der 5:2:1-Regel kann man abschätzen, ob dieser Zeitpunkt bereits eingetreten ist oder nicht.
Werden eine oder mehrere Fragen mit JA beantwortet, befindet man sich Expert:innen zufolge in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung.
Aber jeder Mensch ist anders. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Facharzt / Ihrer Fachärztin über die Möglichkeit einer THS.
Wenn Sie die THS in Erwägung ziehen, bitten Sie Ihren behandelnden Arzt / Ihre Ärztin, Sie an ein spezialisiertes THS-Zentrum zu überweisen.
Nach der Überweisung durchlaufen die Patient:innen einen detaillierten Auswahlprozess. Wenn Sie als geeignet eingestuft werden, erhalten Sie einen OP-Termin.
1. Antonini A et al.: Developing consensus among movement disorder specialists on clinical indicators for identification and management of advanced Parkinson’s disease: a multi-country Delphi-panel approach. Curr. Med. Res. Opin. 34(12), 2063–2073 (2018).
2. Malaty IA et al.: Does the 5–2-1 criteria identify patients with advanced Parkinson’s disease? Real-world screening accuracy and burden of 5–2-1-positive patients in 7 countries, BMC Neurol. 22, 1-13 (2022)